"Kind, was machst du da?" – Überwachung per App
Heimlich kontrollieren, orten und überwachen – wie weit dürfen Eltern gehen?
Früher war alles einfach: Die Kinder spielten im Hof oder im Garten. Ein Blick aus dem Fenster genügte, um zu wissen, was gerade passiert und wer gerade wem die Schaufel geklaut hat. Wer gerade zuhause war, hatte alles im Blick und griff notfalls ein. Den Schulweg bewältigten die Kinder alleine und kamen in der Regel unbeschadet wieder zurück.
In der heutigen Zeit scheint dies anders zu sein: Die Eltern machen sich häufiger und mehr Sorgen, was ihr Nachwuchs gerade macht oder erlebt. Manche gehen dabei so weit, dass sie ihre Kinder geradezu ständig überwachen.
Orten und Anzeigen des Standorts: Wo befindet sich mein Kind gerade?
Da heute oft beide Elternteile arbeiten, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Verschiedene Apps, mit denen man Kinder überwachen kann, sollen hier helfen. Es gibt sie für iPhones und für Android-Geräte. Kontrollieren lässt sich damit beispielsweise, wo sich ein Kind gerade aufhält. Das geschieht zumeist über GPS. Darüber hinaus können in manchen Apps sichere Gebiete definiert werden, in denen sich das Kind bewegen darf. Verlässt es diesen Bereich, werden die Eltern durch einen Alarm alarmiert.
Voraussetzung ist, dass die Kontroll-App sowohl auf dem Smartphone des Kindes als auch auf dem der Eltern installiert ist.
Aufzeichnung der Aktivitäten: Was macht mein Kind am Handy und/oder im Internet?
Neben der Bestimmung des Ortes können viele Apps oder Programme den Eltern mitteilen, was das Kind am Handy, Tablet oder am Computer macht: Welche Apps nutzt das Kind? Wie lange nutzt es diese Apps? Welche Internetseiten ruft es auf? Eltern können dann entsprechende Apps und Internetseiten sperren oder zeitliche Grenzen setzen
Tests von Computerexperten haben ergeben, dass die Apps verhältnismäßig gut funktionieren und dem Interesse der Eltern, ihr Kind im Blick zu behalten, nachkommen. Wer sie benutzen will, sollte aber Folgendes berücksichtigen: Es ist oftmals nicht klar, was die Anbieter mit den gewonnenen Daten, zum Beispiel den Standort-Daten, machen. Gerade bei kostenlosen Angeboten scheint eine Refinanzierung über den Verkauf solcher Daten möglich.
Manche Apps erinnern zudem an so genannte Spionage-Apps: Sie lassen es zu, dass alles (!) aufgezeichnet wird, was das Kind an dem Gerät macht – also auch, was es der Freundin in einer Nachricht schreibt oder welche Suchbegriffe es bei Google oder YouTube eingibt.
... und die Privatsphäre des Kindes?
Neben solchen technischen Maßnahmen besteht natürlich auch die Möglichkeit, das Handy des Kindes direkt zu kontrollieren: Welche Apps hat das Kind sich heruntergeladen? Mit wem chattet es? Gerade bei jüngeren Kindern, die bereits ein eigenes Handy besitzen oder einen Computer im Kinderzimmer nutzen, sollten Eltern immer einen Blick darauf haben, was der Sohn oder die Tochter damit macht.
So ist es zum einen wichtig, dass die Sicherheitseinstellungen der Geräte und der Apps bzw. Programme regelmäßig überprüft werden. Nach Updates (Aktualisierungen) der Apps beispielsweise können zuvor gemachte Einstellungen gelöscht sein.
Zum anderen sollten Eltern natürlich auch darauf achten, dass das Kind keine Seiten oder Apps nutzt, die eher für Jugendliche oder Erwachsene bestimmt sind. Es sollte grundsätzlich vorher abgesprochen werden, was erlaubt ist und was nicht. Dies kann zum Beispiel in einem Mediennutzungsvertrag festgehalten werden:
Kontrolle ist gut – aber nicht hinter dem Rücken des Kindes. Gemeinsam vereinbart werden sollte, dass Eltern (am besten zusammen mit dem Kind) von Zeit zu Zeit das Handy oder den Computer kontrollieren dürfen. Das umfasst aber nicht automatisch, dass auch die verschickten Nachrichten an die beste Freundin gelesen oder jeder Chatverlauf nach vermeintlichen Verstößen durchsucht wird. Das kann das Vertrauen des Kindes zu den Eltern erschüttern und beschädigen.
Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre – und darauf, auch im Internet Fehler zu machen, ohne dass gleich ein Handy- oder Computer-Verbot droht. Denn mal ehrlich: Auch früher haben Eltern nicht immer alles gesehen und gewusst. Und das war auch in Ordnung so!