Künstliche Intelligenz (KI) ist ein aktuelles Thema mit viel Diskussionspotenzial. Doch was genau verbirgt sich hinter dem Begriff KI? Laura Hänsch und Matthias Röck der Stiftung Digitale Chancen geben Einblicke in die Funktionsweise von KI und beleuchten Chancen und Risiken für Kinder und Erwachsene.

KI – was ist das eigentlich?

Von Künstlicher Intelligenz (kurz "KI", oder auch "AI" vom Englischen "artificial intelligence") spricht man, wenn Computer Aufgaben erledigen, die eigentlich menschliche Intelligenz erfordern. Hinter Künstlicher Intelligenz steckt der Versuch, die Art, wie Menschen lernen und denken auf den Computer zu übertragen. Das menschliche Gehirn ist dabei das Vorbild für den Computer. Dieser wird mit Daten gefüttert, erkennt Muster in den Daten und leitet daraus Rechenmodelle (Algorithmen) ab, um die Daten interpretieren und weiterverarbeiten zu können. Typische Anwendungsfelder sind z. B. das Erkennen von Bildern oder von Sprache sowie die Steuerung komplexer Prozesse, wie Frühwarnsysteme und Wetterprognosen. Je größer der Satz an Trainingsdaten ist und je länger die KI trainiert wird, desto schneller und genauer wird das System.

Wo begegnet uns KI schon heute?

Wenn wir an KI denken, haben wir meist futuristische Szenarien von selbstfahrenden Autos und sprechenden Robotern vor Augen. Dabei begegnet uns KI schon seit Längerem in unserem Alltag – auch dort, wo wir sie womöglich gar nicht vermuten:

  • beim Gebrauch von Suchmaschinen,
  • Übersetzungsprogrammen,
  • Sprachassistenten,
  • bei der Suche nach der besten Route über Navigationssysteme
  • oder in Form von Empfehlungen – sei es beim Onlineshopping, beim Musik hören oder beim Filme gucken über einen Streamingdienst.

Generative KI

Neuer sind Anwendungen, die auf sogenannter generativer KI basieren und in der Lage sind, selbst neue Inhalte in Form von Texten, Bildern, Videos oder Audio zu erzeugen.

ChatGPT

ChatGPT ist seit einigen Monaten das bekannteste Beispiel für eine textgenerierende KI. Dabei handelt es sich um einen Chatbot, mit dem man Gespräche führen kann, die der menschlichen Konversation sehr nahekommen. Es gibt kaum eine Frage, für die der Chatbot keine passende Antwort geben kann. Inhaltliche Passung ist jedoch nicht unbedingt mit sachlicher Richtigkeit gleichzusetzen. Deshalb muss auch dieses System weiterlernen, was wiederum auf Basis der Daten, die von den Nutzenden z.B. in Form von Fragen eingegeben werden, geschieht.

Midjourney

Mit der bildgenerierenden KI Midjourney lassen sich über die Eingabe von Schlagworten thematisch passende Bilder erstellen – diese sehen zunehmend realistisch aus und sorgen daher für viel Faszination – aber auch für Skepsis und Ängste.

Was ist wahr? - Zunahme an Desinformation, Deep Fakes, Falschmeldungen

Bildaufnahmen von Situationen, die nie stattgefunden haben, künstlich erzeugte Stimmen, ausgefeilte Texte ohne Mitwirkung menschlicher Autorinnen und Autoren – generative KI trägt auch dazu bei, dass immer schwerer zu erkennen ist, was echt und was unecht ist. Während viele der KI-generierten Inhalte, die heute im Netz kursieren, das Produkt von Nutzenden sind, die ihrer Kreativität freien Lauf lassen, kann KI auch eingesetzt werden, um zu täuschen und Desinformation zu verbreiten. Beispiele sind Bilder vom Papst in stylischer Daunenjacke oder von der ehemaligen Bundeskanzlerin im Bikini am Strand. Wenn künstlich erzeugte Bewegtbilder mit KI-erzeugten Stimmen kombiniert werden, spricht man von Deepfake-Videos, weil in der Verbindung von Bild und Ton die Realitätsnähe so groß wird, dass selbst erfahrene Internetnutzende bewusste Fälschungen nicht auf Anhieb erkennen.

Wie kann man Deepfakes erkennen?

Tipps, wie man Deepfakes erkennen kann, hat das Massachusetts Institute of Technology (MIT) veröffentlicht:

  1. Achten Sie auf das Gesicht. Hochwertige DeepFake-Manipulationen betreffen fast immer Gesichtsveränderungen.
  2. Achten Sie auf Wangen und Stirn. Wirkt die Haut zu glatt oder zu faltig? Ist die Haut ähnlich gealtert wie Haare und Augen? DeepFakes können in einigen Bereichen ungenau sein.
  3. Achten Sie auf die Augen und die Augenbrauen. Erscheinen Schatten an Stellen, an denen Sie sie erwarten würden? DeepFakes können Schwierigkeiten haben, die physikalischen Gegebenheiten vollständig zu simulieren.
  4. Achten Sie auf die Brille. Gibt es Spiegelungen? Ist die Spiegelung zu stark? Ändert sich der Reflektionswinkel, wenn sich die Person bewegt? Auch hier können DeepFakes Schwierigkeiten haben, die physikalischen Gegebenheiten vollständig zu simulieren.
  5. Achten Sie auf den Bart oder das Fehlen eines Bartes im Gesicht. Sieht der Bart echt aus? DeepFakes können Schnurrbart, Koteletten oder Bart hinzufügen oder entfernen. Es kann jedoch schwierig sein, den Bart völlig natürlich aussehen zu lassen.
  6. Achten Sie auf Muttermale im Gesicht. Sieht das Muttermal echt aus?
  7. Achten Sie auf das Blinzeln. Blinzelt die Person genug oder zu viel?
  8. Achten Sie auf die Bewegungen der Lippen. Einige Deepfakes basieren auf Lippensynchronisation. Sehen die Lippenbewegungen natürlich aus?

Quelle: https://www.media.mit.edu/projects/detect-fakes/overview/

Generative KI erschwert die Unterscheidung zwischen Realität und künstlich generierten Inhalten. Von Deepfake-Videos bis zu manipulierten Bildern verbreitet KI Desinformation und täuscht den Beobachtenden. Es ist wichtig, das Bewusstsein für solche Manipulationen zu schärfen, wie das MIT betont.

Chancen für Jung und Alt

Beim Generationendialog in Berlin, der von der Stiftung Digitale Chancen im Projekt "Digital mobil im Alter" organisiert wurde, erlebten Schülerinnen und Schüler sowie Seniorinnen und Senioren KI hautnah Der Austausch über ChatGPT, Midjourney & Co. ermöglichte kreative Entfaltung und Diskussionen über Chancen, Risiken und Grenzen von KI. Die Teilnehmenden zeigten sich begeistert von den Möglichkeiten, behielten jedoch eine gesunde Skepsis und stellten kritische Fragen.

Das Fazit: Trotz aller Fortschritte bleibt der Mensch entscheidend, denn KI ist nur so gut wie die Aufgabe, die ihr gestellt wird.