Ein technisches und konzeptionelles Vakuum herrscht in Deutschland, wenn es um die Digitalisierung an Schulen geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Bertelsmann Stiftung über "Die Schulen im digitalen Zeitalter". Untersucht wurde der Stand des digitalen Lernens aus der Sicht von Schülern, Lehrkräften und Schulleitern sowie Fachleuten aus Politik und Verwaltung.

Die Digitalisierung muss und wird in den Schulen ankommen, das ist für fast alle Befragten klar. Doch bis dahin scheint es noch ein längerer Weg zu sein, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Schulleiterinnen und Schulleiter erwarten von Politik und Lehre mehr professionelle Unterstützung beim IT-Support an den Schulen und besser ausgebildete Lehrkräfte. Drei Viertel sind überzeugt, dass Digitalisierung ein Standortvorteil sein kann. Eine Schule, die souverän mit den digitalen Möglichkeiten umgehen kann, ist aus ihrer Sicht sicher bei Eltern und Schülern beliebter als eine Schule, die im analogen Zeitalter verhaftet ist.

Dieser Einschätzung stimmen auch die befragten Lehrkräfte zu. Allerdings sind längst nicht alle vom Einsatz digitaler Medien überzeugt, viele geben sich zurückhaltend. Selbst etablierte Medien wie YouTube, Wikis und Power Point werden nur gelegentlich im Unterricht eingesetzt, noch seltener werden Lern-Apps oder Simulationen im Schulalltag verwendet. Die Schüler bedauern dies: 80 Prozent bestätigen, dass sie durch Internetrecherchen, interaktive Videos und ähnliches motivierter seien und mehr lernen würden.

Computer und Software werden heute hauptsächlich zur Organisation des Unterrichts, nicht aber für den Unterricht selbst genutzt. Für die Zukunft erhoffen sich die befragten Lehrkräfte pädagogische Unterstützung beim Einsatz digitaler Medien und geeignete Materialien für den Unterricht. Von Seiten der Schulen wird beklagt, dass die technische Ausstattung und deren Wartung noch immer nicht perfekt sei. Ohne stabiles WLAN, Klärung der Kosten für Hardware und Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sei wenig möglich.

Fachleute aus Ministerien und Hochschulen schieben den Schwarzen Peter zurück an die Schulen. Sie beklagen vor allem die Konzeptlosigkeit und mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung: In den Kollegien würden keine gemeinsamen Konzepte entwickelt. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, schlussfolgert: "Der sinnvolle Einsatz digitaler Medien muss selbstverständlich in der Weiterbildung und Pflichtprogramm in jedem Lehramtsstudium werden. Digitalisierung darf für Lehrkräfte nicht als zusätzliche Belastung erscheinen, sondern sollte Teil der Lösung für ihre pädagogischen Herausforderungen sein."

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