Open Educational Resources – Bildungsmaterialien mit offener Lizenz

Die Digitalisierung in der Schule ist ein großes Thema. Zu oft wird dabei allerdings lediglich über die Ausstattung der Klassenzimmer mit Rechnern, Tablets oder Smartboards gesprochen. Welche Inhalte die Schülerinnen und Schüler multimedial nutzen und welche Rolle Schulbücher in Zukunft im Unterricht spielen, wird dagegen seltener diskutiert.

Lehrerinnen und Lehrer, die multimediale Unterrichtsmaterialien verwenden, haben es schwer. Sie können bestehende Inhalte aus digital vorliegenden Schulbüchern verwenden – sobald sie diese aber verändern oder neu zusammenstellen, verletzen sie das Urheberrecht. Die Alternative sind frei zugängliche Inhalte von unterschiedlichen Anbietern, deren Qualität jedoch schwankt. Teilweise sind sie nicht neutral gehalten, da sie beispielsweise von Firmen oder Interessensgruppen herausgegeben werden.

Was tun? Die Lösung könnte "Open Educational Resources" (OER) heißen dazu gibt es eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW). Hinter diesem Begriff verbergen sich Schulbücher und andere Unterrichtsmaterialien, die unter freier Lizenz zur Verfügung stehen. Für Schulbuchverlage bedeutet das: Sie bieten ihre Inhalte in digitaler Form an und verzichten dabei auf die durch das Urheberrecht vorgegebenen Rechte. Die Materialien könnten also ergänzt oder anders zusammengestellt werden.

Die Verlage würden statt fertige Schulbücher zu produzieren nur sogenannte Rohlinge erstellen, die jederzeit um andere multimediale Materialien ergänzt werden können. Jeder Content, egal ob von Schulbuchverlagen oder von anderen Anbietern, würde die gleiche Qualitätskontrolle durchlaufen wie heute gedruckte Schulbücher. So stünde Lehrkräften staatlich geprüftes digitales Lehrmaterial zur Verfügung, das im Verlauf der Zeit stetig wachsen würde. Durch die beliebige Kombinierbarkeit je nach Lehrplan wäre es in allen Bundesländern einsetzbar. Schulen müsste erlaubt werden, einen Teil ihres Budgets für solche Rohlinge auszugeben, statt Büchersätze zu kaufen. Auch eine Lizenzzahlung wie bei der Gema könnte ins Auge gefasst werden, um die Leistungen von Verlagen und anderer Anbieter zu refinanzieren.

Leider ist der Weg zu Open Educational Resources in Deutschland noch mit vielen Konjunktiven gepflastert. In anderen Ländern gehört OER bereits zum schulischen Alltag. In Norwegen zum Beispiel werden seit mehr als zehn Jahren 20 Prozent des Schulbuchetats in die Entwicklung von Rohlingen gesteckt.

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