Im Alltag vieler Schulen spielen Handys und Smartphones oft keine oder lediglich eine untergeordnete Rolle: Meist besteht in der Schule ein Verbot für die Nutzung der privaten Geräte. Ist ein didaktischer Einsatz vorgesehen, so ist dieser oftmals noch unsystematisch und in der Erprobung oder in Pilotprojekten über einen bestimmten Zeitraum gewünscht. 

Die Nutzung mobiler Geräte sieht im Alltag von Kindern zwischen 8 und 14 Jahren allerdings ganz anders aus: 64 Prozent der 8- bis 14-Jährigen besitzen ein Handy bzw. Smartphone, mit dem sie auch auf das Internet zugreifen können. Besonders hoch liegt der Anteil natürlich bei den 13- und 14-Jährigen (86 Prozent), doch auch schon viele jüngere Kinder nutzen ein solches Mobilgerät.

Diese vielfältige und teilweise permanente Nutzung mobiler Geräte spiegelt sich in gesellschaftlichen Veränderungen wider und kann auch mit jüngeren Kindern Anlass für eine Diskussion zur eigenen Mediennutzung sein: 

  • Warum möchte ich ein Smartphone bekommen? 
  • Wann nutze ich das Handy? Wie oft? 
  • Wie möchte ich mein Handy in Zukunft nutzen?

Anregung für eine solche Auseinandersetzung bietet ein Beispiel aus Fernost: In der chinesischen Großstadt Chongqing, einer Stadt mit über 28 Millionen Einwohnern, wurden im Rahmen eines Marketingprojekts bereits 2014 ein spezieller Gehweg für Handynutzer eröffnet. Auf einem 50 Meter langen Abschnitt können sich Menschen fortbewegen und dabei ihr Smartphone nutzen. Der Weg soll dem eigenen Schutz dienen, Markierungen auf dem Boden weisen die Laufrichtung und ermöglichen den Nutzern das Vorankommen mit gesenktem Blick. 

Das Beispiel der Marketingstrategie kann Kinder dazu anregen, sich mit der eigenen Handynutzung auseinanderzusetzen.

Da die Zahl der Geräte in Kinderhänden zukünftig eher noch ansteigen dürfte, ist es sinnvoll, bestehende Unterrichtseinheiten der klassischen Verkehrserziehung mit Einheiten zur Handynutzung im Straßenverkehr zu verbinden. Durch ein Handyverbot in der Schule ist das Thema der Nutzung auf den Schulschluss und den Nachhauseweg der Kinder verlegt. Aus diesem Grund schalten viele Kinder ihre Geräte direkt nach dem Verlassen des Schulgebäudes an, beispielsweise auf dem Weg zur Bushaltestelle. Hier besteht ein erhöhtes Gefahrenpotenzial. 

Rollenspiele können Schüler dazu anregen, ihre Handynutzung auf dem Schulweg zu reflektieren. Im Schulflur oder auf dem Pausenhof können Situationen nachgespielt und eigene Schlussfolgerungen daraus gezogen werden. Die gesammelten Ergebnisse können in einem Plakat für die Klasse oder einem Informationsblatt für die Eltern münden - sie können also eine Ergänzung der Verkehrserziehung in der Schule sein und Kindern wie Eltern helfen, klare Regeln für den Schulweg aufzustellen. Mögliche Punkte sind:

  • Keine Telefonate und Kurznachrichten beim Gehen.
  • Zum Versenden einer Nachricht zur Seite treten und stehen bleiben.
  • Niemals die Straße überqueren, während man ein elektronisches Gerät benutzt.
  • Beim Gehen die Kopfhörer abziehen.
  • Auf die Umgebung achten.

Weitere Daten, die Lehrkräfte bei Bedarf einbeziehen können

Unterschiedliche Studien zeigen, dass 2008 mehr als tausend Amerikaner in die Notaufnahme eingeliefert wurden. Grund war das Stolpern oder Kollidieren mit Hindernissen, verursacht durch eine achtlose Handynutzung. Auch in England und Japan stellten Untersuchungen fest, dass Schüler mit Handys 20 Prozent länger brauchen, um eine Straße zu überqueren, und eine erhöhte Gefahr besteht, mit einem Auto zusammenzustoßen. Kinder mit Handys versicherten sich der Studie zufolge seltener, ob rechts oder links ein anderer Verkehrsteilnehmer eine Gefahr für sie darstellte. Die Kommunen Augsburg und Köln bauen testweise Bodenampeln, um Gefahrenzonen sichtbar zu machen.