Netiquette 4.0: Zeitgemäße Regeln für den Umgang im Netz
Überblick
Reichen die alten Höflichkeitsregeln noch aus?
Diskutieren, sich austauschen, auch mal streiten im Internet – das lief früher über Chats und Foren. Für den guten Umgangston gab es die Netiquette und Chatiquette. Heute haben wir Smartphones und Tablets, Messenger wie WhatsApp und Soziale Netzwerke wie Facebook. Und es stellt sich die Frage: Reichen die alten Höflichkeitsregeln noch aus?
Augenscheinlich nicht! Angesichts von Beleidigungen und Hasstiraden, aber auch von kleinen Unachtsamkeiten im alltäglichen Miteinander benötigen wir dringend zeitgemäße Regeln für die Kommunikation im Internet. (Mehr dazu können Sie in unserem Artikel "Warum wir neue Regeln für das Miteinander in der mobilen Welt brauchen" lesen.)
Das Internet-ABC hat eine solche Regelsammlung zusammengestellt. Klappen Sie unten die Unterpunkte auf und erfahren Sie, welche Regeln wie, wo und wann angewendet werden können. Die einzelnen Regeln sind als Denkanstöße zu verstehen und sollen keine unumstößlichen Vorschriften darstellen.
Und das Gute: Sie sind aufgerufen mitzumachen, indem Sie uns weitere Anregungen und Regeln zusenden!
Regeln speziell für Eltern
Eltern erziehen ihre Kinder nicht nur mit dem, was sie ihnen sagen, sondern auch mit dem, was sie selbst tun. Um also für Kinder ein überzeugendes Vorbild abzugeben, müssen wir unser eigenes Verhalten selbstkritisch unter die Lupe nehmen. Kinder beobachten uns.
- Das Smartphone in der Hand beim Abholen der Kinder von dem Kindergarten oder der Schule – muss das sein?
- Beim gemeinsamen Spielen oder Vorlesen gehört die Aufmerksamkeit den Kindern, nicht dem Smartphone. Gleiches gilt für den Spielplatz und beim Schieben des Kinderwagens.
- Kein Smartphone beim Autofahren.
- Beim Essen stört das Smartphone oft nur.
- Nicht heimlich das Smartphone der Kinder kontrollieren. Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre.
- Kinder im Gespräch nicht stehen lassen, weil ein Anruf kommt.
- Tablets und Smartphones sind keine Babysitter.
- In Sozialen Netzwerken wie Facebook keine Fotos von Kindern posten.
- Wenn Fotos von Kindern, dann (z. B. bei WhatsApp) in geschlossenen Gruppen.
- Keine Urlaubsfotos von Kindern nackt oder im Badeanzug verschicken oder posten.
Regeln für WhatsApp und weitere Messenger
Für die schnelle Kommunikation in der Familie und im Freundeskreis werden zumeist Messenger wie WhatsApp genutzt. Sie erlauben das unkomplizierte Versenden von Sprachnachrichten, Bildern und Videos – also kein Vergleich zu den kostenpflichtigen SMS und MMS von früher. Allerdings bezahlt man gerade bei WhatsApp mit seinen Daten...
- Erst denken, dann schreiben. Vor dem Absenden noch einmal durchlesen.
- Besser keinen Streit per Messenger austragen.
- Keine Beschimpfungen und Beleidigungen.
- Keine Kettenbriefe weiterschicken.
- Nicht ungeduldig werden, wenn jemand nicht umgehend antwortet! Nicht gleich ein ungestümes „???“ hinterhersenden.
- Keine Nachrichten, Bilder oder Sprachnachrichten ohne Wissen des Absenders weiterleiten.
- In öffentlichen Räumen Benachrichtigungs-Signale deaktivieren.
- AGBs (v. a. von WhatsApp) lesen – wirklich einverstanden?
- Bei Wunsch nach sicheren Messengern für Kinder und Jugendliche können Mütter und Väter beim Elternabend andere Mitstreiter finden! Nur dann funktioniert der Wechsel.
Regeln für die Nutzung des Smartphones
Das Smartphone unterbricht alles und stört oft. Manchmal fällt es einem selbst gar nicht auf – aber anderen schon eher. Höchste Zeit für etwas mehr Benimm beim Umgang mit mobilen Geräten?
- Anwesende im Gespräch nicht stehen lassen, weil ein Anruf kommt.
- Im Restaurant darf das Smartphone auch mal in der Tasche bleiben.
- Tablets und Smartphones sind keine Babysitter.
- Nicht zu laut im Zug telefonieren.
- In öffentlichen Räumen Töne deaktivieren.
- Nicht heimlich das Smartphone der Kinder kontrollieren, denn auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre.
- Bei Meetings oder Treffen ruhig (mal) den Flugmodus des Smartphones aktivieren.
Regeln für E-Mails
E-Mails werden mittlerweile eher für offizielle oder geschäftliche Zwecke verwendet, weniger im pivaten Raum.
- Erst denken, dann schreiben. Vor dem Absenden noch einmal durchlesen.
- Rechtschreibung beachten. Der Empfänger denkt sonst, dass er nicht so wichtig sei.
- Überlegen: Ist es besser, Anrede und Abschiedsformel zu verwenden?
- Bitte und Danke nicht vergessen.
- Keine Beschimpfungen und Beleidigungen.
- Keine E-Mails ohne Wissen des Absenders weiterleiten.
- Wurden wirklich alle Fragen des anderen beantwortet?
- Nach Möglichkeit keine Mails am Freitagabend mit Aufträgen übers Wochenende.
- Nicht immer andere in CC setzen.
- BCC ist (fast) immer fies!
- Keine Kettenbriefe weiterschicken.
- Es ist besser, sparsam zu sein mit Ironie.
Regeln bei Fotos und Videos
Nie war das Fotografieren so einfach wie mit dem Smartphone. Auch die rasche Verbreitung über Messenger und Soziale Netzwerke ist mühelos – sollte jedoch nicht gedankenlos erfolgen.
- Keine Fotos und Videos von Kindern posten – und wenn, dann nur in geschlossenen Gruppen.
- Keine Urlaubsfotos und -videos von Kindern nackt oder mit Badeanzug herumzeigen.
- Keine fremden Fotos ohne Wissen des Urhebers nutzen oder weiterleiten.
- Keine Gewaltbilder und -videos verbreiten.
- Recht am eigenen Bild beachten.
- Urheberrecht beachten.
- Bilder und Videos mit missverständlichen Inhalten besser mit erklärendem Kommentar versenden.
Regeln für Soziale Netzwerke wie Facebook und Co.
In Sozialen Netzwerken wie Facebook kann man seine Meinungen und Eindrücke mit anderen teilen. Dabei kann aber schnell die Kontrolle über das Geschriebene oder über die gezeigten Bilder verloren gehen – sei es, weil die Daten von Netzwerkverantwortlichen für weitere Zwecke genutzt werden oder weil andere Personen darauf unwirsch reagieren.
- AGB lesen. Wirklich einverstanden?
- Sparsam sein mit Informationen.
- Erst denken, dann posten.
- Keine Hassrede (Hatespeech). Das bedeutet: keine menschenverachtende Aussagen, etwa in Bezug auf Hautfarbe, Herkunft, Sexualität, Alter, Geschlecht, Behinderung oder Religion.
- Keine Kraftausdrücke.
- Keine Urlaubsfotos von Kindern, ob nackt oder in Schwimmbekleidung.
- Es gibt keine sichere Kontrolle darüber, wie andere auf den Post reagieren.
- Nonsense-Bilder von sich posten – ist das der Situation angepasst und später nicht peinlich?
- Private Daten wie Telefonnummer oder Hausadresse sollten nicht angegeben werden.
- Streit möglichst nicht online austragen.
- Sparsamkeit mit Emojis.
- Nicht jedes Essen muss fotografiert werden.
- Wie findet es eigentlich der Partner, wenn alles gepostet und geteilt wird?
Regeln für das eigene Wohlbefinden
Klar: Beim Autofahren gehören die Hände an Lenkrad und Schaltung, nicht an das Smartphone. Doch es gibt noch weitere Situationen, bei denen das Gerät außen vor bleiben sollte – vielleicht einfach nur, um etwas Abstand zu wahren: Die Technik sollte nicht den Alltag und das Denken beherrschen!
- Kein Smartphone beim Autofahren.
- Beim Essen stört das Smartphone oft nur.
- Sollte das Smartphone auch beim Fernsehen genutzt werden?
- Smartphone auf dem Klo muss nicht sein.
- Ablenkung ist immer schlecht: Daher besser Benachrichtigungen im Startbildschirm deaktivieren?
- Lesebestätigung (Häkchen) kann man bei WhatsApp auch abschalten. Das kann Ihnen als Absender Druck machen ("Warum antwortet er nicht, obwohl er es schon gelesen hat?").
- Auch der eigene Online-Zustand lässt sich in Messengern deaktivieren.
- Müssen Sounds bei eingehenden Nachrichten ständig angeschaltet sein?.
- Gönnen Sie sich Offline-Zeiten!