Smartphones, Computerspiele und Konsolen: Auf den Weihnachtswunschzetteln der Kinder stehen sie ganz weit oben. Doch viele Eltern fragen sich: Sollen wir nicht wenigstens an Heiligabend mal ohne Daddeln, YouTube und Co. auskommen? Wo doch die digitalen Medien schon das ganze Jahr über den Alltag mitbestimmen. Pünktlich zur Vorweihnachtszeit hat das Internet-ABC Hintergrundinfos zum Thema "Digitale Weihnachtsgeschenke für Kinder" zusammengestellt.

Stille Nacht, Konsolen-Nacht

Heiligabend mit der Blockflöte "Stille Nacht" spielen? Oder an der Playstation mit Snoopy Abenteuer bestehen? Die Holzlokomotive auf dem Wohnzimmer-Teppich zuckeln lassen? Oder am Tablet dem blauen Elefanten bei der Schatzsuche helfen? Multimedia-Geräte und Spiele-Apps haben Hochkonjunktur, selbst traditionelle Weihnachtsrituale geraten in unserer digitalisierten Welt ins Wanken.

Smartphone, Spielekonsole & Co. laufen klassischen Weihnachtsgeschenken immer stärker den Rang ab und werden auch in diesem Jahr auf fast keinem Kinderwunschzettel fehlen. Zwar belegt eine aktuelle Studie, dass Eltern von drei- bis achtjährigen Kindern Internet- und PC-Spiele sehr kritisch bewerten (Quelle: Bundesfamilienministerium, Deutsches Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) und Sinus-Institut). Doch welche Mutter und welcher Vater lässt Herzenswünsche der Kinder gerne unerfüllt – und riskiert damit den Weihnachtsfrieden? Nur weil sich statt der gewünschten Spielekonsole die Holzlok im Geschenkpaket verbirgt? Also trotz etwaiger Bauchschmerzen nachgeben, um das Fest zu retten? Oder standhaft bleiben, weil Kindern ohne Computer-"Daddelei" mehr Zeit fürs "echte" Leben bleibt?


Meine Meinung

Sind digitale Geschenke wie Spielekonsolen, Handys und Tablets für Kinder unterm Weihnachtsbaum okay? Was ist Ihre Meinung? Wir haben nachgefragt.

PRO

Melanie Brock , 37 Jahre
Dipl. Sozialpädagogin
Mutter von Yara (8 Jahre)

"Wir müssen mit der Zeit gehen. Unsere Kinder werden mit digitalen Medien groß, ob uns das nun gefällt oder nicht. Meine Tochter hat mittlerweile einen Nintendo 3DS und ein Tastenhandy für den Notfall. Auf ihr Handy ist sie sehr stolz und ihren Nintendo nutzt sie gerne bei langen Autofahrten und manchmal zum 'Chillen'.

Sie hätte natürlich gerne ein eigenes Tablet und ein Smartphone, am besten noch ein eigenes Laptop, aber da sage ich jetzt noch ganz klar 'Nein'. Das ist zu früh. In der weiterführenden Schule kann man darüber reden. Erstmal darf sie das Familien-Tablet nutzen. Der Weihnachtsmann dürfte eine Spielekonsole bringen. Aber da gelten (wie bei allen digitalen Medien): klare Regeln und beschränkte Zeiten.“

CONTRA

Esther Scholz, 43 Jahre
Kreativ-Direktorin
Mutter von Marlene (12 Jahre) und Filippa (8 Jahre)

"Zu Weihnachten wird es dieses Jahr für meine Töchter Marlene und Filippa keine digitalen Spielzeuge geben! Das wird sicherlich für einige Enttäuschung sorgen, aber im Alltag stresst mich die zunehmend nötige Reglementierung im Umgang mit Smartphone, Tablet, Nintendo und Co. schon genug. An den Feiertagen möchte ich 'analoge Zeit' mit meinen Mädels verbringen und nicht mit 'Tomodachi's Life' konkurrieren müssen..."


Zahlen und Fakten

Platz 3 für Multimedia
Bei den beliebtesten Weihnachtsgeschenken für Kinder belegt der Bereich "Multimedia" (40%) nur Platz 3 hinter "Spiele/Spielsachen" (79%) auf Platz 1 und "Bücher" (53%) auf Platz 2.

Fast jeder 5-Jährige spielt auf der Konsole
Wenn Kinder heute spielen, tun sie das sehr oft auch mit digitalen Medien – vielfach auch mit eigenen Geräten. So besitzt knapp ein Drittel der Sechsjährigen bereits eine eigene Spielekonsole, bei den Achtjährigen sind es bereits 42%. Diese befindet sich oft im eigenen Kinderzimmer und ist an den eigenen Fernseher angeschlossen. Rund jeder fünfte Achtjährige hat bereits ein eigenes Smartphone (19%). 17% der Kinder in dieser Altersgruppe haben bereits einen eigenen Computer oder Laptop.

Eltern beschenken Kinder für 130 €
Für Weihnachtsgeschenke ihrer Kinder investieren Eltern im Schnitt rund 130 €. Je älter die Kinder sind, desto kostspieliger sind auch die Geschenke (0- bis 2-Jährige: 89 Euro, 13- bis 15-Jährige: 148 Euro).

Digitale Topseller bei den Erwachsenen
72% der Deutschen wollten im letzten Jahr zu Weihnachten digitale Technik kaufen. Verkaufsrekorde erzielt wurden mit Smartphones und Tablets. Fast jeder dritte Bundesbürger gab an, zu Weihnachten einen Tablet-Computer verschenken oder anschaffen zu wollen. Fast genauso groß war das Interesse an Handys und Smartphones. Mehr als jeder sechste Deutsche (18%) plante zu Weihnachten die Anschaffung einer Spielekonsole.


Smartphone unterm Weihnachtsbaum? – Das sagt der Internet-ABC-Experte

Sind Smartphone, Tablet & Co. als Weihnachtsgeschenke für junge Kinder okay? Fragen an den Internet-ABC-Redaktionsleiter Michael Schnell.

Gibt es Ihrer Meinung nach ein Mindestalter, um Smartphone, Tablet oder Spielekonsole zu verschenken?

Michael Schnell: Ein festes Alter, das für alle Kinder gilt, gibt es sicherlich nicht. Dafür sind die Kinder und ihre Lebensumstände zu unterschiedlich. Wie bei jedem anderen Geschenk sollten Eltern sich überlegen, wann eine solche, teilweise ja auch teure Anschaffung Sinn macht: Braucht das Kind ein eigenes Gerät oder kann es (wie z.B. bei einem Tablet) nicht besser das elterliche Gerät mitbenutzen? Besondere Achtung ist geboten, wenn mit dem Geschenk gleichzeitig ein Zugang zum Internet verbunden ist. Sehr junge Kinder können ggf. noch nicht mit den Anforderungen (Datenschutz, Gefahren etc.) umgehen.

Wie können Eltern erkennen, ob ein bestimmtes Spiel für ihr Kind geeignet ist? Können sie sich zum Beispiel auf Label wie das der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) oder der Pan European Game Information (PEGI), die auf PC-Spielen zu sehen sind, verlassen?

Die Altersfreigaben auf den Spielen sind sicherlich ein erster Hinweis. Allerdings sollten die Eltern bedenken, dass diese Angaben keine pädagogischen Altersempfehlungen sind. Eine Altersfreigabe ab sechs Jahren besagt lediglich, dass die Inhalte in diesem Spiel Sechsjährigen zuzumuten sind. Sie sagt nichts über die Spielbarkeit aus: Die beliebten FIFA-Spiele – Freigabe ab 0 Jahre – sind für Zwei- oder Dreijährige natürlich nicht zu bewältigen. Eltern sollten also weitere Informationen hinzuziehen, z.B. die Altersempfehlungen bei den Spieletipps des Internet-ABC oder bei spielbar.de. Einen ersten visuellen Eindruck von einem Spiel können sich Eltern (am besten allein) auch über Videos zu einzelnen Spielen verschaffen, die auf Portalen wie YouTube zahlreich zu sehen sind.

Beim Kauf von Spielekonsolen wie Playstation, Wii oder XBox lassen sich Kindesalter eingeben und integrierte Jugendschutzprogramme aktivieren. Nimmt Eltern das die Verantwortung ab, selber zu gucken, was die Kinder gerade spielen?

Nein, weder die Altersfreigaben USK und PEGI, noch technische Maßnahmen befreien die Eltern vom eigenen Hinschauen und Beschäftigen. Ältere Kinder können den Schutz aushebeln oder umgehen – und sei es, dass sie einfach bei Freunden spielen, bei denen kein Schutzprogramm aktiviert ist. Und bei den Jüngeren gilt sowieso, dass die ersten Schritte bei einem Spiel ebenso wie bei einzelnen Internetfunktionen immer zusammen mit den Eltern unternommen werden sollten. Nicht (nur) aus Kontrollzwecken, sondern auch, weil die Eltern lnteresse an den Vorlieben und Hobbys der Kinder zeigen sollten. Das stärkt übrigens auch das gegenseitige Vertrauen.

Besteht die Gefahr, dass Grundschüler den Anschluss verlieren, wenn sie ganz bewusst von Smartphone & Co. ferngehalten werden?

"Alle haben eins!", ist ein gern benutztes Argument von Kindern. Und manchmal steckt dahinter tatsächlich die Angst, ohne Smartphone den Anschluss zu verlieren, nicht dazuzugehören. Hier kann es helfen, sich mit anderen Eltern der Schulklasse zusammenzusetzen, vielleicht sogar für die Schulklasse oder die Jahrgangsstufe einen Elternabend zu diesem Thema zu veranstalten.

Was sollten Eltern tun, damit der Weihnachtsfrieden nicht gestört wird, weil Kinder die ganzen Feiertage lang mit der Nase in ihren neuen "digitalen Schätzen" stecken?

Drei Dinge: Erstens: Auch mal Geduld haben und die berühmten "Fünfe" gerade sein lassen, weil Neues zu Beginn immer die größte Anziehungskraft ausübt. Zweitens: Möglichst früh festlegen, dass nach dieser ersten Phase Regeln gelten, die zusammen festgelegt werden können – zum Beispiel mit dem praktischen Tool des Mediennutzungsvertrags. Drittens: Alternativen anbieten, vielleicht einen gemeinsamen Spielenachmittag oder einen Ausflug. Wer über die Feiertage den Fernseher den ganzen Tag laufen lässt, darf sich nicht beschweren, wenn das Kind auch vor einem Bildschirm hocken möchte.

Wie begründet man Kindern die Entscheidung, den Wunsch nach einem Smartphone, Tablet o.ä. NICHT zu erfüllen?

Eltern sollten den Wunsch der Kinder ernst nehmen und mit ihnen ehrlich die Beweggründe der Ablehnung erörtern. Ein schlichtes "Gibt es nicht!" reicht nicht aus. Es gilt, sich eingehend zu informieren über die Chancen und Gefahren solcher Geräte. Wenn Eltern die Sorgen ihrer Kinder ernst nehmen, nehmen die Kinder auch die Sorgen der Eltern ernst – auch wenn dies nicht immer gleichzeitig geschieht ...


Tipps: Digitale Weihnachtsgeschenke - Darauf sollten Eltern beim Kauf achten

  • Sprechen Sie mit ihrem Kind über dessen Wünsche. Schüren Sie keine falschen Erwartungen. Wenn Sie zu Weihnachten keine digitalen Geschenke machen möchten, haben Sie bestimmt Gründe dafür. Teilen Sie sich mit.
  • Ein Wunschzettel ist kein Bestellschein. Das muss auch Ihr Kind lernen. Doch überlegen Sie noch einmal: Warum wollen Sie den Wunsch Ihres Kindes ausschlagen? Finden Sie vielleicht einen Kompromiss? Oder eine überraschende Alternative?
  • Verschenken Sie neben einem digitalen auch ein analoges Geschenk.
  • Bei Spielkonsolen Kindesalter eingeben und integrierte Jugendschutzprogramme aktivieren.
  • Achten Sie beim Verschenken von PC-Spielen, DVDs etc. unbedingt auf die angegebenen Altersangaben. Empfehlungen für unterhaltsame und pädagogisch wertvolle PC-Spiele bietet das Internet-ABC.
  • Befragen Sie das Umfeld: Ist Ihr Kind tatsächlich das Einzige, das noch keine Konsole besitzt?
  • Mit vielen digitalen Geschenken ist die Sorge verbunden, dass das eigene Kind noch zu jung dafür ist und sich das nur wünscht, weil die anderen Kinder das auch haben. Treffen Sie mit Ihrem Kind Vereinbarungen und Regeln über die Nutzung der digitalen Geschenke (vgl. den Mediennutzungvertrag von Internet-ABC und klicksafe).
  • Wenn Ihr Kind ein Handy, Smartphone oder eine Konsole zu Weihnachten bekommt, dann erkunden Sie die neuen Geräte gemeinsam. Nehmen Sie sich die Zeit, verschenkte Computerspiele gemeinsam mit Ihren Kindern zu spielen.
  • Schenken Sie nicht zu viel. Gerade technische Geräte und deren Zubehör sind oft sehr hochpreisig. Diesen Wert müssen auch Kinder schätzen lernen.
  • Wenn es sich anbietet, schenken Sie nach dem Baukasten-Prinzip. Vielleicht können sich auch die Großeltern an einem großen Geschenk (z.B. einer Konsole) beteiligen.

Computerspiele-Tipps für Kinder

Computerspiele stehen bei vielen Kindern ganz oben auf dem Wunschzettel: Doch wie können Eltern einschätzen, ob das gewünschte Spiel auch für ihr Kind geeignet ist? Die "Spieletipps" vom Internet-ABC helfen hier: Mit knapp 600 Spieleempfehlungen erleichtert das Online-Tool Eltern die Kaufentscheidung in der Adventszeit. Anhand einer Suchmaske können Eltern Spiele nach Genres, Konsolensystem und Alter des Kindes sortieren und mit Hilfe von pädagogischen Empfehlungen der Internet-ABC-Experten die richtige Entscheidung für das passende Spiel treffen.

Einzelne Spieletipps für kleine Kinder

  • Bild: Nintendo

    In den meisten Videospielen ist die Welt durch einen Bösewicht aus den Fugen geraten und muss vom Spieler wieder in Ordnung gebracht werden - so auch bei Chibo Robo.

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  • Bild: Noodlecake

    Jeder kennt das Kinderbuch "Die kleine Raupe Nimmersatt". Aber erst die Entwickler von "Noodlecake" machen daraus ein schwindelerregendes Gravitätsspiel. Natürlich mit einer Raupe als Spielheld.

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  • Bild: Codemasters

    Diese Formel 1-Simulation beinhaltet den vollständigen Rennkalender der Saison 2016 mit allen Strecken, inklusive Baku und Hockenheimring. Der Spieler kann seine eigene Fahrerlegende in einer Karriere erschaffen, die über zehn Saisons verläuft.

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  • Bild: Tivola

    In dieser Mal-App begleitet der Hund DogBiscuit die Kinder. Mit ihm besuchen sie den Obstgarten, den Strand oder blicken in den Weltraum. All diese Szenarien können sie dann selbst weitergestalten.

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