Kindgerechte digitale Angebote im Überblick
Ein Beitrag der Stiftung Digitale Chancen. Das Internet-ABC dankt Jutta Croll, Stefanie Baumann und Matthias Röck.
Das Einstiegsalter in die digitale Mediennutzung hat sich in den letzten Jahren stark nach unten verschoben. Immer mehr Kinder im Vorschulalter nutzen Geräte wie Tablets und Smartphones, sei es durch ein gemeinsames Familiengerät oder ein eigenes Endgerät.
Doch welche Webseiten, Apps und digitalen Angebote sind für Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren geeignet? In diesem Artikel erfahren Eltern, worauf man bei Angeboten achten sollte, damit diese die Kinderrechte auf Schutz, Befähigung und Teilhabe im digitalen Umfeld fördern.
Kindgerechte digitale Angebote: Was bedeutet das?
In Deutschland hat sich seit den Anfängen des Internets über den Beginn der Förderung von Kinder-Webseiten durch das Förderprogramm “Ein Netz für Kinder” im Jahr 2008 bis heute eine bunte und vielfältige Angebotslandschaft für Kinder entwickelt. Neben kommerziellen Angeboten stehen mit Eigeninitiative und großem Engagement betriebene Webseiten sowie Spieleplattformen und Apps.
Diese Angebotslandschaft hat die Stiftung Digitale Chancen im Auftrag der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz erforscht und dabei 108 Angebote untersucht. Davon sind etwa zwei Drittel direkt an Kinder gerichtet. Die restlichen Angebote, wie etwa Wikipedia, Social Media und allgemeine Suchmaschinen, werden oft von Kindern genutzt, obwohl sie nicht speziell für sie entwickelt wurden.
Ob ein Angebot kindgerecht ist, wurde dabei wie folgt definiert:
Kindgerecht sind Angebote, die sich an den Bedarfen, Interessen und Nutzungsgewohnheiten der jungen Zielgruppe orientieren und dabei die Kinderrechte auf Schutz, Befähigung und Teilhabe in einem ausbalancierten Verhältnis berücksichtigen.
Was erwarten Erziehungsverantwortliche von digitalen Angeboten für Kinder?
Die Interviews haben gezeigt, dass sich viele Erziehungsverantwortliche Unterstützung bei der Medienerziehung wünschen. Besonders wichtig sind ihnen
- Informationen zum Schutz ihrer Kinder vor ungeeigneten Inhalten und
- kommerziellen Risiken.
Obwohl es einige Webseiten und Apps gibt, die speziell für Eltern entwickelt wurden, sind diese oft wenig bekannt und werden selten genutzt. Sie informieren hauptsächlich über Kontrollmechanismen, Medienphänomene und Risiken. Eltern suchen jedoch verstärkt nach Orientierung, welche digitalen Angebote für Kinder unterschiedlichen Alters geeignet sind und wie sie ihre Kinder im Internet schützen können.
Wie nutzen Kinder digitale Medien?
Kinder nutzen das Internet heute häufig auf mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones, oft auch außerhalb des elterlichen Einflusses. Laut der Studie verwenden fast alle Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren sowohl kinderfreundliche Angebote als auch solche, die gemäß den Nutzungsbedingungen eigentlich erst ab 13 Jahren erlaubt sind.
Durch Tablets und Smartphones können auch jüngere Kinder auf Angebote zugreifen und diese bedienen, die zuvor über Browser am Desktop-PC für sie kaum erreichbar waren. Dieser Trend wird durch die Verfügbarkeit von Sprachassistenzsystemen weiter verstärkt: In 40 % der Haushalte, in denen 2- bis 5-Jährige aufwachsen, sind auch Siri, Alexa und Co. vorhanden, bei 8 % der Kinder dieser Altersgruppe sogar in deren eigenem Zimmer.
Damit können Kinder bereits vor dem Erwerb der Lesefähigkeit auf Online-Angebote zugreifen und die Funktionen darin steuern. Wenn sie beispielsweise einer Musik-App sagen: "Spiel das Lied 'Wer klebt die Streifen auf die Zebras’", ertönt prompt im Kinderzimmer die Stimme von Simone Sommerland.
Wie entwickelt sich die Angebotslandschaft für Kinder?
Die 108 Angebote, die im Forschungsprojekt untersucht wurden, zeigen weitgehend repräsentativ, wie viele Angebote es für Kinder gibt. Um zu sehen, ob die Angebote kindgerecht, also die Rechte von Kindern auf Schutz, Förderung und Beteiligung erfüllen, wurden sie in verschiedene Kategorien eingeteilt:
- Bildung mit den Sub-Genres "Wissen" und "Aktives, unterstütztes Lernen und Training"
- Kultur, Freizeit, Spiel und Unterhaltung mit den Sub-Genres “Kreativität”, “Spiel”, “Hobby”, “Multimedia”
- Information mit dem Sub-Genre "Nachrichten"
- Kommunikation mit dem Sub-Genre "Messenger/Soziale Medien"
- Orientierung mit den Sub-Genres “Orientierungsangebote und Suchmaschinen für Kinder” und "Orientierungsangebote für Erziehungsverantwortliche und Suchmaschinen für Erwachsene”
Besonders gut ausgeprägt sind digitale Angebote im Bereich Bildung. Apps und Webseiten, die nach dem “Mobile First”-Prinzip entwickelt wurden, ermöglichen eine intuitive Nutzung auf Smartphones und Tablets.
Auch die Kategorie “Kultur, Freizeit, Spiel und Unterhaltung” bietet Kindern eine kindgerechte Vielfalt für mobile Endgeräte, während das Sub-Genre Hobby hinter den Erwartungen zurückbleibt.
Allerdings sind Nachrichtenangebote und Social Media-Plattformen speziell für Kinder noch unterrepräsentiert, obwohl Soziale Medien das von allen Kindern als sehr wichtig empfundene Bedürfnis nach Interaktion und Kommunikation bedienen. Sie eröffnen zudem gute Möglichkeiten zur Beteiligung sowie zur Erstellung und Veröffentlichung eigener Inhalte. Dies führt leider dazu, dass viele Kinder bereits auf für sie ungeeigneten Plattformen unterwegs sind.
Die Sub-Genres Multimedia mit 12 und Wissen mit 23 analysierten Angeboten sind besonders stark in der Auswahl vertreten. In beiden Sub-Genres nutzen die befragten Kinder jedoch häufig auch parallel nicht an Kinder gerichtete Angebote, wenn sie an die inhaltlichen Grenzen der Kinderangebote stoßen. Dabei geht es ihnen nicht vorrangig um Unterhaltung, sondern darum, sich neues Wissen anzueignen und Fähigkeiten zu erlernen – beispielsweise durch das Ansehen von Videos.