JIM-Studie 2021: Digitales Lernen, Desinformationen und Hassrede
Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest hat für die neueste JIM-Studie "Jugend, Information, Medien" 1.200 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren in Deutschland zu ihrem Medienumgang befragt.
Aufgrund der Einschränkungen während der Pandemie beschäftigt sich die Studie in diesem Jahr auch mit Aspekten des Lernens unter Corona-Bedingungen sowie mit Einstellungen zum aktuellen Geschehen. Wo informieren sich Jugendliche zu tagesaktuellen Themen? In welchem Maß kommen sie mit Hassrede und Verschwörungstheorien im Netz Kontakt?
Digitales Lernen im zweiten Lockdown von Jugendlichen schlechter bewertet
Ob in der Freizeit oder im schulischen Lernen – die Corona-Pandemie hat seit 2020 den Alltag von Jugendlichen stark eingeschränkt. In der aktuellen Studie wurden die Schülerinnen und Schüler darum gebeten Schulnoten für den (zurückliegenden) digitalen Unterricht zu vergeben. Insgesamt wurde das digitale Lernen im zweiten Lockdown 2021 schlechter bewertet als im Vorjahr. Zehn Prozent vergeben die Bestnote (2020: 13 Prozent), ein Viertel die Note zwei – 2020 waren es noch ein Drittel. 27 Prozent der Schülerinnen und Schüler geben die Note drei (2020: 30 Prozent), nunmehr jede/r Fünfte/r die Note vier (2020: 12 Prozent) und 10 Prozent die Note fünf (2020: 4 Prozent). Interessant ist, dass die Bewertung der nicht besser ausfällt, obwohl viele Schulen im Jahr 2021 besser auf das Homeschooling vorbereitet waren. Über die Hälfte der Jugendlichen (53 Prozent) befürchtet sogar, in der Schule nicht mitzukommen.
Sorgen der Jugendlichen während der Corona-Pandemie
Besonders das gesellige Beisammensein fehlt den Jugendlichen – das gilt an erster Stelle für Feste und Veranstaltungen (70 Prozent Zustimmung). Auch der Sport im Verein oder mit anderen zusammen (64 Prozent Zustimmung) wird von den Befragten vermisst. Besonders Sorgen machen sich die Jugendlichen um die Gesundheit nahestehender Menschen: 69 Prozent sorgen sich um die Gesundheit von Familie und Freunden. Mit 40 Prozent machen sich die Jugendlichen deutlich weniger Sorgen um die eigene Gesundheit. Auch Langeweile (59 Prozent) und Einsamkeit (45 Prozent) gehören zu den Themen, welche die Jugendlichen während der Pandemie umtreiben.
Fernsehen immer noch wichtigste Informationsquelle bei Jugendlichen
Für knapp ein Drittel der Jugendlichen ist das Fernsehen immer noch die wichtigste Informationsquelle, gefolgt vom Radio (22 Prozent) und Internet (21 Prozent). 16 Prozent nennen explizit die Tagesschau/ Tagesthemen als wichtigste Nachrichtenquelle. Dicht darauf folgen Google News (14 Prozent), Instagram (12 Prozent) und YouTube (11 Prozent). Jede/r Fünfte/r verwendet Nachrichten-Widgets auf dem Smartphone oder Onlineangebote von Fernseh- oder Radiosendern. Onlineangebote von Zeitungen und Zeitschriften liegen bei 17 Prozent, gefolgt von speziellen Nachrichten-Apps (16 Prozent). Snapchat wird von 13 Prozent der Jugendlichen regelmäßig zur Information zum aktuellen Tagesgeschehen verwendet, E-Mail-Provider von 12 Prozent.
Hassrede, Desinformation und Verschwörungstheorien im Netz von Jugendlichen stärker wahrgenommen
Ganze 58 Prozent der Jugendlichen wurden allein im Monat vor der Befragung mit Hassbotschaften im Internet konfrontiert. 56 Prozent mit extremen politischen Ansichten sowie etwa die Hälfte mit Verschwörungstheorien und beleidigenden Kommentaren. Fake News liegen bei 42 Prozent. Lediglich 23 Prozent der Jugendlichen konnten von sich sagen, im letzten Monat mit keinem dieser Phänomene konfrontiert worden zu sein. Die Ergebnisse unterstützen die Bedeutsamkeit der Medienkompetenzvermittlung an Schule und im Familienkontext.