Smartphone, Internet, Online-Spiele - was machen Kinder im Internet?
Neue KIM-Studie: Mediennutzung von 6- bis 13-Jährigen
Ihr Kind möchte gern und immer wieder am Handy spielen? YouTube-Videos auf dem Tablet schauen? Nach Informationen für die Schule im Internet suchen? Kinder sehen darin kein Problem. Sie aber überlegen vielleicht, ob die Tochter oder der Sohn dafür schon alt genug ist.
Für die richtige Entscheidung kann vielleicht ein Blick auf die Zahlen von repräsentativen Studien helfen – und Ihnen etwas Sicherheit geben: Bin ich vielleicht zu streng? Wie sehen das andere Eltern?
Das Internet-ABC fasst auf dieser Seite die Ergebnisse der KIM-Studie zu ausgewählten Themen rund um das Internet zusammen. Die KIM-Studie (Kindheit, Internet, Medien 2018) wurde erstellt vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) und bildet das Medienverhalten von 6- bis 13-Jährigen ab.
Ein eigenes Smartphone, ein eigenes Tablet, ein eigener Computer?
Von den 6- bis 13-Jährigen besitzen knapp 40 Prozent ein Smartphone. In Altersgruppen aufgeteilt heißt dies:
- 6- bis 7-Jährige: 8 Prozent
- 8- bis 9-Jährige: 25 Prozent
- 10- bis 11-Jährige: 52 Prozent
- 12- bis 13-Jährige: 70 Prozent
Knapp 20 Prozent der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren besitzt einen Computer oder Notebook, knapp jedes zehnte Kind nennt ein Tablet sein eigen. Vier Prozent dürfen einen Streaming-Dienst (Amazon Prime, Netflix usw.) nutzen (Seite 9).
Hinzu kommen Geräte und Internetzugänge, die der gesamten Familie gehören.
Womit nutzen Kinder das Internet? Und wie sehen die Eltern die Nutzung des Internets?
Mittlerweile besitzen 92 Prozent der Familien einen WLAN-Anschluss. Gut zwei Drittel der Eltern erlauben ihren Kindern, darüber ins Internet zu gehen (Seite 28). Aufgeteilt in verschiedene Altersgruppen heißt dies:
- 6- bis 7-Jährige: 32 Prozent,
- 8- bis 9-Jährige: 55 Prozent,
- 10- bis 11-Jährige: 79 Prozent,
- 12- bis 13-Jährige: 90 Prozent.
Das Notebook oder den PC nutzen mindestens ein- oder mehrmals pro Woche 76 Prozent für das Internet (davon 28 Prozent täglich). Ein Smartphone wird dafür von 58 Prozent genutzt, davon allerdings von 39 Prozent täglich. Nur jedes fünfte Kind nutzt das Tablet mindestens ein- oder mehrmals pro Woche, täglich sind es nur 6 Prozent.
Die Eltern stehen dem Gebrauch des Internets durch ihre Kinder vielfach skeptisch gegenüber:
- 66 Prozent glauben, dass das Internet Einfluss auf die Gewaltbereitschaft hat, und nur 30 Prozent, dass es die Fantasie der Kinder fördert.
- 74 Prozent finden, dass Kinder dort ungeeignete Dinge erfahren, und nur 24 Prozent nehmen an, dass das Internet für die Unterscheidung von "Gut und Schlecht" hilfreich ist.
- 61 Prozent glauben, dass das Internet Kinder zu Stubenhocker macht, aber immerhin denkt die Hälfte, dass Kinder im Internet etwas lernen können.
Ab welchem Alter darf das Kind ...? Und wofür setzen Eltern Regeln fest?
Im Durchschnitt dürfen Kinder (laut Entscheidung ihrer Eltern) ab folgendem Alter einzelne Geräte und Apps nutzen:
- mit knapp 9 Jahren: Spielkonsole ,
- mit knapp 10 Jahren: Handy/Smartphone, Tablet und Internet,
- mit knapp 11 Jahren: YouTube,
- mit 11 Jahren: WhatsApp,
- mit 12,5 Jahren: Snapchat,
- mit 13 Jahren: Instagram und Facebook.
Ungefähr drei Viertel der Eltern legen bezüglich Internetnutzung, Fernsehen und Computerspiele Regeln fest. Interessanterweise deutlich weniger beim Smartphone. Hier sind es nur 62 Prozent.
Eine Software zur Beschränkung der Nutzungsdauer für einzelne Geräte wird von 80 Prozent nicht verwendet.
(Übrigens: Informationen zu den offiziellen Altersbeschränkungen der zuvor genannten Apps finden Sie in unseren Themeneinstiegen!)
Was machen Kinder mit ihrem Smartphone/Handy? Was machen sie am Tablet?
Gut die Hälfte aller Kinder zwischen 6 und 13 Jahren besitzt ein Handy (12 Prozent) oder Smartphone (39 Prozent). Sie nutzen dies vor allem für:
- das Schreiben von Nachrichten,
- Telefonate,
- das Internet,
- das Spielen,
- die Nutzung von Apps,
- Fotos oder Videos erstellen,
- Fotos oder Videos ansehen,
- Sprachnachrichten (Seite 18).
Das Tablet wird vornehmlich zum Surfen im Internet, zum Spielen und zum Fotos und Video ansehen genutzt (Seite 19).
Wie oft und wie lange nutzen Kinder das Internet und Bildschirmspiele? Und mit welchen Gefühlen sehen das die Eltern?
Die Internetnutzung nimmt mit zunehmendem Alter stetig zu. Von denen, die das Internet nutzen, gehen
- täglich 15 Prozent der 6- bis 7-Jährigen online (und 53 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche),
- täglich 25 Prozent der 8- bis 9-Jährigen online (und 44 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche),
- täglich 39 Prozent der 10- bis 11-Jährigen online (und 45 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche),
- täglich 58 Prozent der 12- bis 13-Jährigen online (und 31 Prozent ein- oder mehrmals in der Woche).
Bei den folgenden Angaben (Seite 33) haben die Eltern die Dauer geschätzt. Danach sind die Kinder, je nach Alter, zwischen 15 und 83 Minuten online:
- 6- bis 7-Jährige: 15 Minuten,
- 8- bis 9-Jährige: 27 Minuten,
- 10- bis 11-Jährige: 51 Minuten,
- 12- bis 13-Jährige: 83 Minuten.
Für Computer-/Konsolen-/Online-Spiele werden (von jung nach alt) 17 bis 43 Minuten Spieldauer geschätzt, für Handy-/Smartphonespiele zwischen 6 und 32 Minuten (Seite 69). Ob sich diese Zeiten mit den Zeiten im Internet überschneiden oder ob sie zusätzlich gerechnet werden müssen, wird aus der Studie nicht klar. (Online-Spiele und die meisten Spiele-Apps laufen ja nur über das Internet.)
Zur Bildschirmzeit müsste noch die Zeit vor dem Fernseher hinzugerechnet werden. Hier verrät die Studie leider nur eine Durchschnittszeit aller Kinder zwischen 6 und 13 Jahren: 82 Minuten.
Interessanterweise sehen die meisten Eltern die Nutzungsdauer der Bildschirmmedien nicht als problematisch an. Am meisten Unbehagen und Streit verursacht das Smartphone allgemein bzw. die Beschäftigung mit WhatsApp: Über ein Viertel der Eltern meint, dass das Kind zu viel Zeit damit verbringt. Knapp ein Fünftel der Eltern findet die Zeit des Kindes im Internet zu lang (Seite 66). Ob diese Zahlen bei den älteren Altersgruppen (10 bis 11 und 12 bis 13 Jahren) deutlich höher liegen, wird leider nicht erwähnt.
Was machen Kinder im Internet?
Fragt man die Kinder, die das Internet öfter nutzen, nach ihren Tätigkeiten im Internet, so zeigt sich folgendes Bild:
Täglich nutzen
- 47 Prozent WhatsApp,
- 21 Prozent YouTube,
- 20 Prozent Suchmaschinen,
- 15 Prozent Facebook,
- 11 Prozent das Internet zum Musik hören,
- 11 Prozent das Internet zum "Drauf-los-Surfen"
- 8 Prozent Snapchat,
- 7 Prozent Instagram.
Täglich oder zumindest einmal in der Woche nutzen
- 65 Prozent Suchmaschinen,
- 62 Prozent WhatsApp,
- 46 Prozent YouTube,
- 41 Prozent Kinderseiten,
- 37 Prozent das Internet zum "Drauf-los-Surfen",
- 32 Prozent das Internet zum Musik hören,
- jeweils 26 Prozent Facebook und Wikipedia.
Sendungen, Serien, Filme, Videos – womit und was schauen die Kinder?
Videos und Filme schaut der Großteil der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren noch immer über den Fernseher. Es folgen das Smartphone, der PC oder Notebook und das Tablet, wobei vor allem Smartphone und Computer mit zunehmendem Alter beliebter werden (Seite 43).
Geht es um die Plattformen im Internet, die Sendungen, Serien, Filme, Videos anbieten, so steht bei den Kindern YouTube an erster Stelle. Mindestens einmal in der Woche schauen
- 17 Prozent der 6- bis 7-Jährigen YouTube, 14 Prozent YouTube Kids,
- 29 Prozent der 8- bis 9-Jährigen YouTube, 16 Prozent YouTube Kids,
- 46 Prozent der 10- bis 11-Jährigen YouTube, 22 Prozent YouTube Kids,
- 62 Prozent der 12- bis 13-Jährigen YouTube, 15 Prozent YouTube Kids.
Bei der Frage nach den liebsten YouTube-Angeboten stimmten 47 Prozent der Kinder für konkrete Blogger bzw. YouTube-Stars. Es folgen Musikvideos (30 Prozent), Filme/Videos allgemein (ca. 20 Prozent), humorvolle Videos (17 Prozent) und Tier- oder Sportvideos (ca. 10 Prozent).
Wie und was suchen Kinder im Internet?
Auf die Frage "Wo suchst du im Internet nach Informationen?" konnten Kinder mehrere Dienste zu einzelnen Suchthemen nennen (Seite 49).
- Am meisten genutzt wird mit großem Abstand Google. Nur beim Thema Musik wird YouTube häufiger genannt, beim Thema Mode und Beauty gleich oft.
- YouTube steht an zweiter Stelle. Interessanterweise wird YouTube auch beim Thema Hausaufgaben und Schule oft genannt.
- An dritter Stelle steht Amazon, was vor allem an dem Punkt "Sachen, die ich kaufen will" liegt.
- Beim Thema Hausaufgaben und Schule können auch die Kindersuchmaschinen fragFINN, Helles Köpfchen und Blinde Kuh punkten, wenngleich Google deutlich an erster Stelle steht.
Es zeigt sich, dass verschiedene Angebote als Suchangebote wahrgenommen werden, die eigentlich keine "klassischen" Suchmaschinen sind. Warum in dieser Auflistung Wikipedia nicht genannt wird, ist nicht ersichtlich – immerhin nutzen dieses Angebot 26 Prozent der Kinder täglich oder zumindest einmal in der Woche.
Wie oft werden Computer, Tablet und Smartphone in Unterricht und Schule genutzt? Und wofür?
Nach Aussagen der Kinder (Seite 50) werden im Unterricht zumindest einmal pro Woche folgende Geräte genutzt:
- PC: 31 Prozent,
- Handy/Smartphone: 16 Prozent,
- Notebook/Laptop: 15 Prozent,
- Whiteboard: 11 Prozent,
- Tablet: 8 Prozent.
Je älter die Kinder sind, desto häufiger werden diese Geräte im Unterricht genutzt. So wird der PC bei 38 Prozent der 9- bis 10-Jährigen und 55 Prozent der 12- bis 13-Jährigen mindestens einmal pro Woche genutzt, ein Notebook oder Laptop 18 bzw. 25 Prozent.
Vornehmlich werden Texte geschrieben, es folgen die Recherche im Internet, Lernprogramme, das Erlernen von Anwendungsprogrammen, die Kommunikation über das Internet, das Anschauen von Videos und Filmen sowie – nur recht selten – die Bildbearbeitung.
Spielen am Computer, an der Konsole, am Tablet, am Smartphone
Kinder spielen gerne am Bildschirm. Täglich bzw. ein- bis mehrmals in der Woche spielen an Computer, Konsole, Tablet und und/oder Smartphone
- 6- bis 7-Jährige: 17 Prozent (täglich), weitere 25 Prozent (ein- bis mehrmals in der Woche),
- 7- bis 8-Jährige: 19 bzw. 36 Prozent,
- 10- bis 11-Jährige: 22 bzw. 47 Prozent,
- 12- bis 13-Jährige: 30 bzw. 43 Prozent (Seite 52).
Am meisten spielen Kinder an der Konsole, es folgen Computerspiele, Smartphonespiele und Tabletspiele. Die beliebtesten Spiele waren FIFA, Sims, Minecraft, Pokemon, SuperMario und Mariokart (Seite 54).
Im übrigen spielen 36 Prozent auch mal Spiele, die eigentlich erst für ältere Kinder oder Jugendliche sind: Bei den Jüngsten sind dies 17 Prozent, bei den 12- bis 13-Jährigen sogar schon 50 Prozent.
Ungeeignete oder Angst machenden Inhalte (Gewalt, Pornografie usw.) und unangenehme Bekanntschaften im Internet – wie viele Kinder sind davon betroffen?
Sowohl Eltern als auch Kinder geben an, dass ungefähr jedes zehnte Kind bereits einmal mit problematischen Inhalten in Berührung gekommen ist (Seite 61). Hier werden vor allem pornografische Inhalte genannt, bei den Angst machenden Horror-/Gruselvideos und Gewalt-/Prügelszenen.
Damit Kinder nicht mit jugendgefährdenden Inhalten in Berührung kommen, haben 26 Prozent der Eltern den PC oder das Notebook mit einem Jugendschutz-Programm ausgerüstet, 11 Prozent das Tablet, 15 Prozent das Smartphone und 4 Prozent die Spielekonsole.
Erfahrungen mit unangenehmen Leuten spielen kaum eine Rolle in der Altersklasse von 6 bis 11 Jahren. Bei den 12- bis 13-Jährigen ist es dann aber immerhin schon fast jeder Zehnte, der ein- oder mehrmals unangenehme Bekanntschaften gemacht hat (über Facebook, beim Chatten allgemein, über WhatsApp oder Instagram).