Pseudo-Interaktion in Sozialen Netzwerken
Späte Reue? Facebook-Entwickler warnen vor ihrer eigenen Erfindung.
"Facebook ist eine soziale Betätigungsmaschine, die ein Hacker wie ich entwerfen würde, weil es sich die Verletzlichkeit der menschlichen Psyche zunutze macht." Wow! Diesen Satz sagt nicht etwa ein Hacker vom Chaos Computer Club, sondern Sean Parker, der in der Gründungsphase von Facebook Mark Zuckerberg als Berater zur Seite stand. "Wir haben das verstanden – und haben es trotzdem gemacht", gab Parker vor kurzem zu. Man habe etwas schaffen wollen, das die Nutzer möglichst lange binde und ihre Aufmerksamkeit fessele. Das sei gelungen, weil den Nutzern eingeimpft werden konnte, die Kommentare und Likes unter ihren Posts seien enorm wichtig.
Ähnlich selbstkritisch äußerte sich ein anderer Pionier der Sozialen Netzwerke, Chamath Palihapitiya. Er war in der Frühphase von Facebook als Manager verantwortlich für den Zuwachs der Nutzerzahlen. Heute bereut er das zutiefst. Er fühle sich "unendlich schuldig", sagte Palihapitiya bei einer Podiumsdiskussion vor Studierenden in Stanford. "Wir haben Tools geschaffen, die die Struktur unserer Gesellschaft auseinanderreißen." In den Sozialen Netzwerken finde eine Pseudo-Interaktion statt, die viele Nutzer vom notwendigen gesellschaftlichen Diskurs abhalte. So komme es zu Fehlinformationen und Unwahrheiten.
Damit nicht genug. Auch der aktuelle Apple-Chef Tim Cook äußert sich kritisch: Soziale Netzwerke seien nicht geeignet für Kinder und Jugendliche. Seinem Neffen würde er verbieten, sie zu benutzen. Auch die ständige Verwendung von Smartphones und anderen Endgeräten hält Cook für falsch. Selbst bei Hochschul-Kursen wie Graphikdesign sei es wichtig, gemeinsam Konzepte zu entwickeln und die Technologie im Hintergrund zu halten.
Worauf die Läuterung der genannten Herren beruht und warum sie gerade jetzt auftritt, ist nicht bekannt. Selbst Facebook musste allerdings nach der Auswertung von verschiedenen Studien auf der eigenen Website eingestehen, dass die Nutzung derselben unglücklich machen könne. Vor allem dann, wenn man eine Menge Zeit damit verbringe, Informationen passiv zu konsumieren und sich nicht mehr mit anderen Menschen auseinandersetze.
Ungeachtet dessen ist die Popularität von Facebook allerdings ungebrochen. Pro Monat loggen sich weltweit zwei Milliarden Nutzer ein ...