Politische Computerspiele über Geflüchtete
Spannung und Empathie – Neue Videospiele greifen Fluchterfahrungen auf
In den vergangenen Jahren sind Monat für Monat viele Menschen aus ihren Heimatländern nach Europa geflüchtet. Nur zu bekannt sind die Bilder von Kindern und Erwachsenen, die in kleinen Booten das Mittelmeer überqueren oder (solange es möglich war) auf der Balkanroute tagelang zu Fuß gehen, um in Sicherheit zu gelangen.
Fast alle Menschen, die auf der Flucht sind, benutzen ein Smartphone. Darüber halten sie Kontakt zu ihrer Familie, organisieren ihre Weiterreise von einem Ort zum anderen oder informieren sich über Gefahren, Treffpunkte und vieles andere mehr. Wie sich eine solche Flucht anfühlt, welche Entscheidungen getroffen werden müssen und zu welchen Konsequenzen sie möglicherweise führen – das kann jetzt jeder spielend nachempfinden. Denn mittlerweile gibt es Spiele, die auf Erfahrungen von Geflüchteten basieren.
In "Bury me, my love" (deutsche Version: "Begrabe mich, mein Schatz") zum Beispiel geht es um eine junge Frau, die ihre von Bomben zerstörte Heimatstadt in Syrien verlassen muss und in ein Boot steigen will. Über einen Messenger hält sie Kontakt zu einem Zurückgebliebenen, das ist in diesem Fall der Spieler. Er muss ihr helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zwanzig verschiedene Ausgänge der Geschichte sind möglich.
"Path out" beruht auf einer wahren Geschichte. Hier muss ein junger Mann aus Syrien aus seiner zerstörten Stadt auf die Route Richtung Türkei gebracht werden. In mehreren Episoden geht es dann über die Balkanroute.
Selbst die Ankunft in einem sicheren Land in Europa bietet genug Stoff für ein Spiel, wie "North" zeigt. Asyl zu beantragen ist ein ebenso großes Abenteuer wie die Besiedlung fremder Welten oder der Kampf gegen bewaffnete Gegner.
Spannend sind solche politischen Computerspiele allemal. Der wichtigste Wirkstoff dabei ist Empathie. Wer in die Rolle eines Menschen auf der Flucht versetzt wird oder Menschen auf einem lebensgefährlichen Weg retten soll, kann der Frage nicht ausweichen, wie es ihm in einer vergleichbaren Situation gehen würde. Der Erzähler in "This War of Mine", einem Spiel, das in Sarajewo 1992 beginnt, beschreibt es so: "It might happen to anyone. War always happens on somebody's doorstep." – "Es kann jeden treffen. Kriege finden immer vor der Haustür von irgendjemand statt."