Dr. Christine Feil vom Deutschen Jugendinstitut über Apps bei Kindern

Internet-ABC: Woran erkenne ich, dass eine App empfehlenswert für Kinder ist?
Apps auf einem Smartphone; Rechte: Internet-ABC

Christine Feil: Eine empfehlenswerte App für Kinder ist frei von Werbung und In-App-Käufen, enthält keine Links zum App Store und Anbieter der App und zu Sozialen Medien wie Facebook und Twitter. Sie ist sozusagen "internetsicher" und kann offline gespielt werden. Wenn eine App diese "Ideal"-Bedingungen nicht erfüllt, sollten sich die Zugänge zum Netz zumindest in einem Elternbereich befinden, der mit einem Code zuverlässig "kindergesichert" ist.

Neben diesen Aspekten der Gefahrenvermeidung darf jedoch der Inhalt und die Gestaltung nicht vergessen werden. Eine Kinderapp sollte z.B. lebensweltliche Themen aufgreifen, Spielen mit Lernen verknüpfen, dem Alter der Zielgruppe angemessen sein, aber auch Verstand und Geschick herausfordern und nicht zuletzt interaktiv sein.

Wovor sollte ich Kinder beim Umgang mit Apps warnen?

Am besten wäre es, das Kind beim Spielen oder Betrachten einer App zu begleiten, um auftretende Probleme gleich mit ihm zu besprechen und zu erklären. Doch dieser Vorschlag ist mit Blick auf den Familienalltag nicht ganz realistisch. Deshalb sollten Eltern zumindest darauf achten, dass ihr Kind vorher um Erlaubnis fragt, wenn es sich mit Apps auf mobilen Endgeräten beschäftigen will. Sie sollten ihm deutlich erklären, nicht in Fenster zu klicken, die plötzlich auftauchen, oder gar etwas herunterzuladen - und, dass sie ggf. Ansprechpartner für ihr Kind sind. Aber jede App ist anders, die Schwierigkeit besteht auch für Erwachsene darin zu erkennen, ob es im konkreten Fall einen Anlass für Warnungen gibt.

Wie sicher sind die Daten meines Kindes beim Gebrauch von Apps?

Angesichts der öffentlichen Diskussion ist ja eigentlich klar, dass diese Frage nicht beantwortet werden kann. Die Daten der Kinder sind so sicher oder so unsicher wie die der Erwachsenen. Eine andere Frage wäre die nach dem selbstverantwortlichen Umgang mit den eigenen Daten und jenen anderer, den Kinder erst lernen müssen.

WhatsApp ist keine App für Kinder!

Man sollte bei den Kindern aber auch keine Ängste schüren und ihnen beispielsweise die für die Funktionsfähigkeit einer bestimmten Kinderapp notwendigen "Zugriffsrechte" auf das Gerät erklären. Wird z.B. der Zugriff auf das Mikrophon verweigert, kann das Kind weder die Bilderbuch-App selbst vertonen noch eine Animation durch Pusten in Gang setzen. Es hört also niemand mit! Auch die Fotos werden nicht vom Tablet geklaut - wie manch ein Kind meint - wenn Zugriffsrechte zum Ablegen von Bildern im Album erteilt werden.

Es ist also dringend erforderlich, sich mit der Technik vertraut zu machen, auch wenn Smartphone und Tablet scheinbar intuitiv und "babyleicht" zu bedienen sind.

Wo kann ich mich über kindgerechte Apps informieren?

Informationen für Eltern und Pädagogen stellt das Deutsche Jugendinstitut auf der "Datenbank: Apps für Kinder" bereit. Hier sind gute Apps für Kinder unterschiedlichen Alters zu finden, aber auch weniger gute, die bei Mädchen und Jungen beliebt und mit Nutzungsrisiken behaftet sind, über die die Eltern Bescheid wissen sollten.

Des Weiteren gibt es monatlich auf der "Erwachsenenseite" von klick-tipps.net ausgewählte App-Empfehlungen.

Für Leseratten und Eltern, die ihre Kinder zum Lesen motivieren wollen, ist die Seite "Gute Apps: Digitales Lesen" der Stiftung Lesen die zentrale Adresse.

Natürlich gibt es auch Apps, die Eltern dabei unterstützen, das Richtige für ihr Kind zu finden. So können "Spieletipps" nicht nur auf der Website des Internet-ABC, sondern auch über eine kostenlose App abgerufen werden. Daneben gibt es eine Vielzahl von (kommerziellen) Besprechungsdiensten, Mütter- und Väter-Blogs im Internet, die sich mit Kinderapps beschäftigen.

Apps sind in der Regel sehr preiswert: Gibt es hier gegebenenfalls versteckte Kosten?

In den App Stores wird in der Regel darauf hingewiesen, wenn eine App mit In-App-Käufen vervollständigt werden muss. Ein größeres Problem ist, wenn die App darauf ausgelegt ist, dass Geschäfte mit Spielerweiterungen und Spielausstattungen gemacht werden, die benötigt werden, um das nächste Spiellevel zu erreichen. Werden Schatzkisten, Diamanten u.Ä.m. nicht erspielt, kann man sie hinzukaufen, wobei es vorkommt, dass das virtuell erworbene Geld kaum vom wirklichen Geld zu unterscheiden ist. Haben die Eltern ihr Gerät nicht gesichert, buchen sie ein Missgeschick ihrer Kinder - als zu zahlendes Lehrgeld ab.

Welche Apps sind bei Kindern am beliebtesten?

Zu bedenken ist, dass der Appmarkt noch relativ jung ist und es derzeit noch kein eigenständiges "App-Kulturgut" unter den Kindern gibt. Ein Blick auf die Kinderseite eines Tablets erinnert deshalb eher an die Anfangszeiten des Internets. Gespielt wird das, was man schon kennt: Sandmännchen-App, Lego-App, Barbie-App und sicherlich auch die ganz neue App der "Sendung mit der Maus", die es Kindern ermöglicht, Mausclips sowie die Lach- und Sachgeschichten - von der Plattform YouTube unabhängig - im sicheren "Raum" zu schauen. Daneben sind aber auch Schmink-, Koch-, Mal- und Video- bzw. Computerspiele zu finden. Apps, die es Kindern ermöglichen zu agieren und nicht nur zu reagieren.

Gibt es eine "Kindersicherung" fürs Handy, die verhindert, dass mein Kind unkontrolliert Apps herunterlädt?

Zu unterscheiden sind hier die Einstellungen, die in den Geräten vorgenommen werden können, und die Software, die zusätzlich heruntergeladen werden kann. Ausführliche Informationen zu den Sicherheitseinstellungen und Anleitungen zur Deaktivierung der In-App-Käufe sind auf der Website "Schau hin! Was dein Kind mit Medien macht" sowie im Elternbereich des Internet-ABC zu finden.

  • Internet-ABC: Kindersichere Smartphones

Dr. Christine Feil

Dr. Christine Feil ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut München. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Kindheitssoziologie und Medienforschung, ihre Forschungsthemen sind Internet- und Appnutzung von Kindern.